Peter Rühmkorf wurde 1929 als Sohn einer Lehrerin und eines Puppenspielers in Dortmund geboren.
Er machte am Athenaeum in Stade 1951 sein Abitur. Von 1951 bis 1958 studierte er Pädagogik, Germanistik und Kunstgeschichte, Philosophie und Psychologie in Hamburg. Sein Studium brach er nach einer Kontroverse mit dem Germanistikprofessor Hans Pyritz ab. Zusammen mit dem Lyriker und Essayisten Werner Riegel gab er bis zu dessen Tod 1956 die hektographierte Zeitschrift
Zwischen den Kriegen heraus, in der sie den “Finismus” als letzte Zusammenfassung aller Avantgarden propagierten. Rühmkorf wurde Mitarbeiter des für die junge kritische Intelligenz der 1950er Jahren bedeutsamen Studentenkurier und dessen Nachfolge-Organ
konkret. Von 1958 bis 1964 arbeitete Rühmkorf als Verlagslektor bei Rowohlt. Seither ist er freier Schriftsteller.
Er erhielt zahlreiche literarische Preise und nahm mehrfach Gastdozenturen an deutschen (u.a. Frankfurt am Main, 1980, Paderborn, 1985/86) und ausländischen Universitäten (u.a. Austin, Texas, 1969/70) wahr.
Er ist Mitglied des P.E.N. sowie der Akademie der Künste (Berlin), der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, und der Freien Akademie der Künste, Hamburg.
Zu seinem 75. Geburtstag (2004) zeigte das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe eine Ausstellung zu Werk und Leben (Rühmkorf Revue – Ein Bilderbogen zum 75sten) mit etwa 850 Exponaten, die eine bedeutende zeitgeschichtliche Einsicht in das umfangreiche Privatarchiv des Dichters gaben.
Peter Rühmkorf starb am 8. Juni 2008 in Roseburg.
Ludwig Harig: Sein papiernes Gespenst
Lobrede auf Peter Rühmkorf
Woran soll ich besonders ausdrücklich erinnern?
An die wunderbaren Gedichte in „Irdisches Vergnügen in g“ mit ihrer lustvollen Kulinarik am Geschaffenen, an die herrlichen Parodien in „Kunststücke“ mit ihren Reimschmeicheleien für die menschlichen Anklangs- und Genussnerven, an die frühen Jahre mit den späten Einsichten oder an die späten Enthüllungen der frühen Tabus? […] Peter Rühmkorf, als Erscheinungstyp zugleich das von ihm selbst entdeckte Kenilworthsche Gespenst wie auch der gespenstische Akrobat auf dem Till Eulenspiegelschen Hochseil, ist der Phänotyp des Dichters überhaupt.
Peter Rühmkorf: Danksagung
Als Pinthus in den frühen Sechzigern die erste Hasenclever-Auswahl nach den Kriege zusammenstellte, war ich als Verlagskraft für die „Klassische Moderne“ ein ganz klein bißchen mit von der Partie. Ich habe mir das 1963 erschienene Paperback dieser Tage noch einmal herausgeholt und meine alten Kreuze und Anstreichungen gemustert. Wie heftig hatte einen das alles auch im zweiten Durchgang noch bewegt und wie lange hat es gehalten. Wie stark war man einmal davon ergriffen gewesen und wie tief bis in die eigene lyrische Tonspur hinein hatte es einen schon in sehr frühen Zeiten geprägt. Interessant waren für mich nicht nur meine emphatisch hingehauenen Ausrufezeichen neben expressionistisch geprägten Gedichten.
Interessant waren mir auch meine Eselsohren in den späten Dramen und Theaterstücken und hier zumal in der unendlich poetischen und zugleich tieftraurig zu Herzen gehenden Komödie über den alternden Lügenbaron von Münchhausen. Ja, ich erinnerte mich, – und weiß im Moment nicht einmal, ob ich das Stück nur gelesen oder auch als Fernsehspiel betrachtet habe – daß ich bei der Lektüre oder als Zuschauer wirkliche Tränen vergossen habe.