2007
2007
Fünf Hasenclever-Beiträge
im neuen Jahrbuch 2005 / 2006
Im Frühjahr erschien der fünfte Band des Jahrbuchs für die Jahre 2005/2006, herausgegeben von Prof. Jürgen Egyptien und redaktionell bearbeitet von Jürgen Lauer, mit sämtlichen Wortbeiträgen zur Preisverleihung an Herta Müller und einer kleinen Auswahl von Herta-Müller-Collagen .
Der Herausgeber Jürgen Egyptien liefert darin einen Beitrag zu Albert Drach. Klaus Mackowiak informiert über Walter Hasenclever und seine Beziehung zum Film. Prof. Dieter Breuer befasst sich mit Hasenclever als politischem Dichter in Briefen an seinen Bruder Paul. Doris und Jürgen Lauer stellen Lyrik Hasenclevers mit zeitgenössischer Lyrik französischer Autoren gegenüber.
Von Dr. Rainer Schmidt wird die folgende „historische“ Erinnerung aus dem Jahre 1968 an Walter Hasenclever abgedruckt:
„In seinem 1939/40 entstandenen Roman Die Rechtlosen, in dem er das Leben der Exildeutschen nach Ausbruch des Krieges schildert, finden wir die folgenden Sätze, die ihm am Abend nach dem Ausbruch des Krieges mit Frankreich einfallen:
Gut denn. Was wir gedacht und geschrieben haben, was wir, Angehörige eines Volkes, das nie seine Dichter begriffen hat, dennoch glaubten verkünden zu müssen – es versinkt im Gespensterzug der Dämonen. Diese Welt existiert nicht mehr.“
Soll diese Welt versunken bleiben? Soll der Name Hasenclever nur ein gelegentlich erinnerter Bestandteil der Literaturgeschichte bleiben? Können wir, die wir aus Ratlosigkeit und Untergängen eine neue Welt werden bauen müssen, auf die geistige Partnerschaft mit einem Manne wie Walter Hasenclever, dessen Werk – wenn man sich nur damit befasst – so aktuell geblieben ist, überhaupt verzichten? Ich meine: nein!“
Literaturpreis-AG im Einhard-Gymnasium gegründet.
Dr. Maria Behre findet zur Vorbereitung der Veranstaltung mit designierten Hasenclever-Preisträgern die Mitarbeit der Lehramtskandidatin und ehemaligen Einhard-Schülerin Miriam Steinig, die bereits mit den Preisträgern Peter Rühmkorf und Oskar Pastior Erfahrungen für Medienkonzepte und Vermittlungsstrategien gesammelt hatte. Beide gründen eine ständige Literaturpreis-AG am „Einhard“.
Änderungen im Vorstand der Gesellschaft
Im Mai musste wegen des notwendigen Ausscheidens von Frau Meike Thüllen und Herrn Dr. Manfred Erkens aus dem Vorstand für kommissarische Neubesetzung gesorgt werden:
Für Herrn Dr. Erkens übernahm Herr Guido Krieger das Amt des Schatzmeisters, und für die ausgeschiedene Frau Meike Thüllen nahm Frau Dr. Barbara Schommers-Kretschmer die Wahl zur Beisitzerin an, neben der ebenfalls als Beisitzerin neu in den Vorstand aufgenommenen Philologin und Buchhändlerin Dr. Stephanie Wolff-Rohé.
Beide waren bereits seit einigen Jahren Mitglieder.
Eine noch unentdeckte Seite Hasenclevers: der Satiriker
Im September kam Walter Hasenclever wieder selbst zu Wort, mit einer szenischen Lesung im Theater K.
„Sprühende Dialog-Funken runden sich zum Bild“ titelten die Aachener Nachrichten am 15. 9. 2007.
Jürgen Lauer hatte aus sieben Stücken Hasenclevers Szenen herausgestellt und ließ sie in verbindenden Überleitungen unter dem Thema „Walter Hasenclever als Satiriker“ vorstellen:
Die Autorität der Vätergeneration aus „Der Sohn“,
die Staatswillkür aus „Antigone“,
den modernen Businessman aus „Ein besserer Herr“,
den von den Menschen erfundenen Gott aus „Ehen werden im Himmel geschlossen“, den Intendanten im Kulturbetrieb aus „Kulissen“,
den, der die Geschichte schreibt, versus dem, der sie gestaltet, aus „Christoph Kolumbus“
und schließlich aus „Münchhausen“ den Verleger, der Autoren „macht“.
Vier Schauspieler des Theater K, Martin Päthel, Jochen Deuticke, Anush Manukian und Christian Cadenbach, setzten Hasenclevers satirischen Zugriff so amüsant wie scharfzüngig um, dass der erwähnte Artikel von Christoph Hahn schloss:
„Alle diese Figuren gewannen im Theater K dank Hasenclevers köstlicher Sprache Kontur. Es war ein Abend ganz im Geist dieses lange vergessenen Sohn Aachens – und einer, der Appetit auf mehr weckte.“
Roman mit historischem Hintergrund
Am 27. November gab es eine Zusammenarbeit zwischen der WHG und dem Literaturbüro in der Euregio Maas-Rhein. Im Gartensaal des Deutsch-Französischen Kulturinstituts stellte der rumäniendeutsche Schriftsteller Dieter Schlesak seinen neuen Roman vor:
„Capesius, der Auschwitzapotheker“
Victor Capesius ist eine historische Figur. Er war in Siebenbürgen Apotheker und Vertreter der Firma Bayer, bevor er als SS-Offizier nach Auschwitz kam. Dort war er an den Selektionen von Juden aus Siebenbürgen beteiligt. Nach Jahrzehnten der Recherche, auch mit Interviews mit dem ehemaligen SS-Schergen, schrieb Schlesak einen erschütternden dokumentarischen Roman.
Dass die Person Walter Hasenclever und die dunkle Zeit der Verhöhnung der Menschenrechte immer ein Thema bleiben wird, gehört zur Geschichte.
Und bleibt immer Verpflichtung.
Dieter Schlesak hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet.