Geschichte der Hasenclever-Gesellschaft

2010

2010

Interesse am „Mitschüler“: Hasenclever im Einhard-Gymnasium

Eine Zusammenarbeit zwischen der Literaturpreis-AG des Einhard-Gymnasiums, dem Chor und einer Instrumentalgruppe der Schule unter Wolfgang Bischof und dem Theater K führte am 12. März noch einmal zu zwei Walter-Hasenclever-Stunden vom Feinsten. Die bereits im Theater K gelesenen Szenen aus 8 Hasenclever-Stücken unter dem Titel „Walter Hasenclever als Satiriker“ moderierte Jürgen Lauer an seiner ehemaligen Wirkungsstätte als Lehrer. Christian Cadenbach, Mona Creutzer, Jochen Deuticke und Martin Päthel glänzten. Der oft boshafte Witz des Komödienautors Hasenclever gefiel auch seinen heutigen ‚Mitschülern‘.

 

 

Am 5. März war Jürgen Lauer mit einem bildgestützten Vortrag über Leben und Werk Hasenclevers in der Aula des Einhard-Gymnasiums gewesen und hatte zusammen mit Dr. Barbara Schommers an Kursstunden der Deutsch-Leistungskurse und der Literaturpreis-AG teilgenommen.

Am 15. April hielt der nämliche Referent am selben Ort im Rahmen eines Studienaufenthalts einer dreißigköpfigen Gruppe der Staatspolitischen Gesellschaft Hamburg einen Vortrag über Leben und Werk Walter Hasenclevers sowie seiner Bedeutung für das gegenwärtige kulturelle Selbstverständnis Aachens.

 

 

 

 

 

Geburtstagsveranstaltung
Einhard-Schülerinnen und Schüler waren wenige Monate danach wieder dabei: Am 8. Juli – Hasenclevers 120. Geburtstag – wirkten sie mit an einer Feierstunde in der Bischöflichen Akademie in der Leonhardstraße. Es wurde eine Videoaufzeichnung einer Szene aus „Der Sohn“ gezeigt, die die Deutschlehrerin Jutta Dehé mit der Klasse 8 D einstudiert hatte. Aus dem Fernsehfilm „Walter Hasenclever -Tod und Leben eines deutschen Dichters“ wurden einige Sequenzen gezeigt. Die Aachener Lesebühne Hans-Walter Royé – mit Achim Mertens, Ingrid Schäfermeier, Andrea Royé und Dr. Hans-Walter Royé –präsentierte Szenen aus Hasenclevers „Der Froschkönig“.

 

 

Ralf Rothmann ist Literaturpreisträger 2010

Der neue Walter-Hasenclever-Preisträger Ralf Rothmann hatte gleich nach der Entscheidung des Kuratoriums gute Hoffnungen geweckt:
Er liebt Aachen, besonders den Dom. Er war immer gern in Aachen, unter anderem als junger Autor zu einer Lesung auf Einladung von Peter Klein.
Er mag seinen Vorgänger im Preis, Christoph Hein, Autor bei Suhrkamp wie er. Natürlich würde er
eine Lesung machen, am Vorabend der Preisverleihung.
Da im Jahre 2010 keine „Aachen liest“ – Veranstaltungen stattfinden sollten, was von vielen Seiten bedauert wurde, konnte Rothmann nicht in der breit angelegten Weise dem Aachener Lesepublikum vermittelt werden, wie es 2008 bei Christoph Hein der Fall gewesen war.
Also musste die WHG selbst etwas in dieser Richtung planen.
Als Auftakt fand am 26. Oktober im Deutsch-Französischen Kulturinstitut eine Podiumsdiskussion zu sechs Erzählungen aus Rothmanns Buch „Ein Winter unter Hirschen“ statt, die von Frau Dr. Susanne Jacobs, Raffaele Louis, Michael Kampermann und Tobias Tillmann bestritten wurde.
Es entspann sich zwischen dem Podium und der Zuhörerschaft eine lebhafte Diskussion.

Eine der sechs Erzählungen wollte Ralf Rothmann am Vorabend der Preisverleihung im Ludwig Forum vortragen.

Am 30. Oktober las der diesjährige Preisträger vor einem vollbesetzten Saal im „Space“ des Ludwig Forums die heiter-nachdenkliche Erzählung Brümmerchen und Texte, die bisher noch nicht veröffentlicht waren. Das Publikum war angetan von seiner Vortragsweise wie von seiner Bereitschaft, Fragen entgegenzunehmen und Meinungen auszutauschen.

Am nächsten Tag glänzte er mit einer Dankesrede, die in der Presse als „fabelhaft“ gefeiert wurde.
Über seinem eigenen überlebensgroßen Porträt entwickelte er eine skurrile Philosophie anhand eines grammatikalisch diskutablen Werbespruchs, den er bei einem Malermeister aus dem Aachener Raum entdeckt hatte: „Wir machen aus Räume: Träume!“

Es war ein einziges Vergnügen, ihm zuzuhören.
Und nicht nur das. Seine einfühlsame, gleichwohl völlig unpathetische Hinwendung zum Namensgeber des Preises am Schluss der Rede ließ einen der seltenen Momente entstehen, da bloßes Zuhören glücklich machen kann:

Dass einer wie Hasenclever nicht seinen Humor und seine Selbstironie verlor, dass er immer wieder die Kraft aufbrachte, sich und seine Leiden, die für uns Heutige kaum noch vorstellbar sind, nicht allzu ernst zu nehmen, und dabei noch ein mitfühlender und bis zuletzt fürsorglicher Mensch blieb, sogar noch im Gefangenenlager, zeugt von einer Größe, die einen auch deswegen so anrührt und bestärkt, weil sie Ausdruck dessen war, was immer der goldklare Gipfel jeder persönlichen Entwicklung sein wird: Innere Freiheit.“

Sein Laudator Prof. Dr. Lutz Hagestedt stellte in seiner Laudatio mit dem Titel „Muße und Traumarbeit“ einen Erzähler der Sonderklasse vor, der seit seinem Debüt als Lyriker und als Erzähler eine stetige und absolut erstrangige Produktivität an den Tag gelegt habe.

Ob es die herzlichen und in persönlichem Stil gehaltenen Begrüßungsworte von Oberbürgermeister Marcel Philipp waren oder die zauberhafte Musik des Flöten-Ensembles arcadie quartett (mit Judith Konter, Susanne Schrage, Thomas Brinkmann und Matthias Schmidt) – es war für die Hasenclever-Gesellschaft als Mitgestalterin dieses Festaktes ein guter Moment der Vereinsgeschichte.

 

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